Prolog

Freddi ist ein ganz normaler Junge, der zunächst vom Vater gesteuert, einen Einblick in die Welt der Ringer bekommt.  Seinen  ersten Kontakt zu dieser Welt beschreibt er  aus seiner Sicht der Dinge. Es wird schnell klar, dass der ihm vorgestellte Sport seine Tücken im Reglement besitzt      und sein Selbstzweck nicht so offensichtlich ist, wie es für Außenstehende den Anschein hat.  Mit der Naivität der 11jährigen beurteilt er das Gesehene. Der Freund des Vaters,  zugleich Vereinstrainer, nutzt Freddis Neugier um ihn zum Eintritt in seine Gruppe zu animieren. Was letztendlich auch das Ansinnen des Vaters war.

Erste Schritte gestalten sich als gar nicht so einfach. Nicht der Sport selbst ist das zunächst Schwierige, die eigene Stellung, die Ordnung in der Gruppe, deren Findung  und eine unabdingbare Cliquenbildung sind Prozesse, die laufend stattfinden, und sich zuerst einmal festigen müssen.

Gemeinsame Freizeiten und Erlebnisse fördern das Zusammengehörigkeitsgefühl und führen schließlich zum eigeninitiierten  Entschluss, durch mehr Engagement  leistungsfähiger zu werden. Dieser Entschluss wird tatsächlich umgesetzt. Damit wird das Training zum übergeordneten Thema der großen Ferien,  dass seine eigene Dynamik entwickelt. Konfrontationen mit anders orientierten Gruppen bleiben nicht aus, müssen verarbeitet und eingeordnet werden. Schnell wird klar, dass das selbst gegebene Ziel eine spezielle Einstellung verlangt, die auf die Lebensphilosophie der 9-12jährigen abfärbt. Der Drang nach Erfahrungen und Spaß  wird dadurch nicht gebremst, eher durch die Gruppendynamik und die Sicherheit der Gruppe gefördert.

Niederlagen werfen zurück, Erfolge verleiten zu Höhenflügen, die Neugier und der Drang zum Außergewöhnlichen, lässt die Jungen schließlich sogar noch einen Kriminalfall lösen. Im Buchfinale steigert sich der Leistungsdruck, vom Erwachsenen erzeugt, so dass Unmut aufkommt. Die Gruppe beginnt sich zu wehren.  Einige verlassen sogar den Verein. Letztendlich stellt sich heraus, das nicht das Ziel, sondern der Weg dahin, in Frage gestellt wurde. Klärende Gespräche schweißen den Haufen wieder zusammen. Der große Sieg am Schluss wird zum introvertierten Erlebnis.

 

Bemerkungen des Autors

 

Nennen wir es einmal trivial, was Freddi und seine Freunde erleben. In einer für die breite Masse zwar ungewöhnlichen Sportart, aber trivial. Sie durchleben eine Zeit, in der sich die Ereignisse noch überschlagen. Sie sind aufgeschlossen für alles Neue und lassen sich begeistern. Erste Erfahrungen sind wenig intellektuell verankert sondern emotional gesteuert. Das Elternhaus verliert mit der Zeit die alles regelnde Bedeutung, wird zum Nest in das man sich zurückziehen kann, wenn der Wind draußen wieder mal zu stark bläst. Ansonsten aber ist der Drang nach Selbständigkeit groß, so groß wie die damit verbundenen Gefahren. Mit dem Leben im Verein ergibt sich quasi ein zweites Nest das trotz der ganzen Anstrengungen eine Rückzugsebene darstellt, in der jedoch die Dimensionen zunehmen. Verschiedene Charaktere müssen sich arrangieren, Einstellungen treffen aufeinander. Verhaltensmuster beißen sich, es entstehen Reibungen. Trotzdem laufen nur wenige davon. Das gemeinsame Ziel, die Sicherheit und Ordnung innerhalb der Organisation - Verein, animieren zum weitermachen, zwingt die Jungen zu Kompromissen und lässt sie gesellschaftsfähig werden. Der Verein also eine sozialpolitische Auffangstation oder gar Erziehungsanstalt mit garantiertem Elternanspruch auf Individualförderung? Mitnichten!

Der Verein als Selbstzweck einer Gruppe mit gleichen Interessen trifft den Kern schon eher. Die Jungen müssen sich nicht den Alten, sondern den Interessen unterordnen, die im Gegensatz zur Institution Schule, freiwillig gewählt sind. Leistung - zumindest der Wille und die Bereitschaft innerhalb des eigenen Leistungsvermögens das Mögliche herauszuholen, sind unabdingbare Voraussetzung zur aktiven Zugehörigkeit. Vorbilder im Verein helfen Ziele zu definieren, auch Erwartungen zu dämpfen. Spielerisch werden die Jungen so an eigene Grenzen herangeführt. Freie Zeit wird freiwillig zur eigenen Erziehung genutzt. Trivial – eben.

 

Stellt sich eigentlich nur noch die Frage: Warum Ringen?

Weil der Kampf in der Phantasie eines jeden Jungen eine wesentliche Rolle spielt. Der Heldenmythos und die Aura des Siegers sind Magnete, denen sich keiner entziehen kann. Natürlich kann man jetzt die Medien und einschlägige Machwerke verteufeln, die Geschichte können wir allerdings nicht ausblenden. Kampf um Macht und das Messen der Kräfte sind die tragenden Säulen unserer Vergangenheit, aus der auch unsere Kinder kommen.

Die Auswüchse erleben wir in den Schulen täglich. Da wird geschlagen, getreten und verletzt, weil Kinder und Jugendlich, auch aus Gründen der Herkunft, ihre Emotionen viel subtiler verarbeiten als Erwachsene. Problematisch wird das Ganze dadurch, dass ein einmal eingeschlagener Weg, der sich als falsch herausstellt, zur Umkehr zwingt, oder eben zum falschen – Lebensweg wird. Der Kampf auf der Matte kanalisiert Aggressionen durch ein Regelwerk, das keine absichtlichen Verletzungen zulässt und rigoros bestraft. Die Verarbeitung von Siegen und Niederlagen wird geübt, wird zum Tagesgeschäft.  Gleichzeitig wird der Respekt vor dem Gegner gestärkt und die Fairness gefördert, bevor es zu spät ist. Der Partner wird Gegner und umgekehrt. Der faire Wettkampf schließlich zur logischen Konsequenz des Trainings, das aufgrund seiner Struktur, seiner Ganzkörperlichkeit und seiner tiefgreifenden Ansprüche an das Koordinations- und Mentalvermögen zu den besten sportlichen Ausbildungen der Welt gehört. Nicht umsonst ist Ringen eine der ältesten olympischen Disziplinen. Der einzige Hemmschuh des Ringens ist der, dass die Masse der Angebote das Ringen etwas aus der Mode gebracht hat. Ringen als Maßnahme gegen Gewalt? Für mich durchaus vorstellbar, allerdings nicht auf der Ebene der Therapien, sondern als eine mögliche, präventive Maßnahme. Die Heinzes (Trainer) und Meinichs (Jugendleiter) sind meist keine ausgebildete, akademische Kräfte, die sich tiefenpsychologisch mit allen Problemen beschäftigen, vielmehr haben sie ein Gespür für die Situation und handeln auch danach. Fernab von jeder staatlich geförderten Erlebnispädagogik geben sie den Jungen das was sie brauchen – Halt! Dafür gebührt ihnen unser aller Dank!

Vielleicht gehen nun die Proteste bei mir ein die auf die, in diesem Buch total vernachlässigte Seite des Mädchenringens aufmerksam machen wollen. Diese Seite des Ringkampfsportes beleuchten zu wollen, hätte die Möglichkeiten dieses Buches gesprengt. Gleichwohl wäre es ein Projekt der verdienenswerten Art.

Es wäre mir ein Graus, wenn Sie lieber Leser nun mit derart schweren Gedanken an die folgende Lektüre gehen würden. In erster Linie sollen Sie sich von der Begeisterung der Jungen inspirieren lassen und an deren Entwicklung und Späßen teilhaben. Allerdings und das ist mein Anliegen, ist nicht alles immer so trivial wie es scheint.

Sind Sie immer noch interessiert? Dann wünsche ich Ihnen viel Freude bei

Freddi, - Einer von Vielen - und verbleibe mit

sportlichem Gruß als Ihr

 

Herbert Walser

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